Transnationale Konflikte in Afrika

Zahlreiche Bürgerkriege, aber vergleichsweise sehr wenige zwischenstaatliche Konflikte, so lautet der Konsens in der wissenschaftlichen Literatur zu Konflikten im postkolonialen Afrika. Ein neuer Artikel von Noel Twagiramungu, Mulugeta Gebrehiwot Berhe, Alex de Waal und CSS Forscher Allard Duursma stellt diesen Konsens nun in Frage. Basierend auf einem neuen Datensatz argumentieren die Autoren, dass transnationale Verbindungen ein wesentliches Merkmal von bewaffneten Konflikten in Afrika sind.

von Christoph Elhardt
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Transnationale Verbindungen sind ein wesentliches Merkmal von bewaffneten Konflikten in Afrika. Jonathan Alpeyrie (CC BY-SA 3.0)

Sowohl Politiker als auch Wissenschaftler haben lange argumentiert, dass Afrika in Bezug auf zwischenstaatliche Kriege eine Ausnahme darstellt. Während der Kontinent von zahlreichen Bürgerkriegen heimgesucht wurde, so die Annahme, waren zwischenstaatliche Konflikte relativ selten. Ein externe Seiteneuer Artikel im Journal of Modern African Studies, der von CSS Forscher Alllard Dursma mitverfasst wurde, stellt diese Annahme nun in Frage. Auf Basis einer systematischen Prüfung der wichtigsten Datensätze, die vielen quantitativen Analysen zu afrikanischen Konflikten zu Grunde liegen, kommen die Autoren zum Schluss, dass grenzüberschreitende politische Gewalt in der aktuellen Forschung nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Der von den Autoren erstellte Transnational Conflict in Africa (TCA) Datensatz korrigiert diese Lücke, indem er die Beteiligung externer Akteure an Konflikten in Afrika integriert. Die darauf basierenden Ergebnisse sind bemerkenswert. Konventionelle Kriege zwischen afrikanischen Staaten sind in der Tat selten. Stellvertreterkriege, militarisierte Auseinandersetzungen und Vorfälle, in denen externe Akteure staatliche oder nichtstaatliche Kriegsparteien unterstützten, sind jedoch weiterverbreitet als bisher gedacht.

Konflikte in Afrika sind transnational

Im Gegensatz zur gängigen Meinung sind afrikanische Konflikte von transnationalen Verbindungen geprägt. Da afrikanische Staaten häufig militärisch in die Angelegenheiten ihrer Nachbarn eingreifen, sollte die Mehrzahl der afrikanischen Konflikte dementsprechend als internationalisierte Bürgerkriege bezeichnet werden. Laut Allard Duursma und seinen Mitautoren haben diese Ergebnisse auch wichtige Konsequenzen für die Lösung und Prävention von Konflikten. Vor allem politische Entscheidungsträger sollten die Konfliktlösung nicht länger als eine rein interne Angelegenheit für das betreffende Land betrachten. Vielmehr gilt es sowohl die politischen Interessen der Nachbarn als auch jene der dominanten Regionalmächte systematisch in die Planungen von Friedensverhandlungen und friedensfördernden Massnahmen einzubeziehen.

Implikationen für weitere Forschung

Der neue TCA-Datensatz wirft auch eine Reihe von Forschungsfragen auf, denen sich zukünftige Forschungsprojekte widmen können. Basierend auf den Daten können Forscher zum Beispiel das Ausmass, die Muster und die Ursachen von transnationalen Konflikten im postkolonialen Afrika vergleichen oder die spezifischen Zusammenhänge zwischen transnationalen und nationalen Elementen untersuchen.

Literaturhinweis

Noel Twagiramungu, Allard Duursma, Mulugeta Gebrehiwot Berhe and Alex de Waal (2019), externe SeiteRe-describing transnational conflict in Africa, in: The Journal of Modern African Studies

Weitere Artikel zum Thema

Alex de Waal (2019), externe SeiteTransnational Conflict in Africa: A New Field of Study and a Shift in Policy Priorities, LSE Blog

Noel Twagiramungu, Allard Duursma, Mulugeta Gebrehiwot Berhe and Alex de Waal (2019), externe SeiteAfrica only fights internal wars. Right? Wrong. African Arguments

World Peace Foundation (2019), externe SeiteTransnational Conflict in Africa–Policy Memo

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