Kann Terrorismus im Ausland die öffentliche Meinung zum Thema Migration im Inland beeinflussen?

Beeinflusst ein Terroranschlag in Paris oder London die öffentliche Meinung zum Thema Migration auch in Berlin oder Wien? Dieser Frage widmet sich eine kürzlich in der Zeitschrift American Journal of Political Science erschienene Studie von Tobias Böhmelt, Vincenzo Bove und CSS-Forscher Enzo Nussio. Die Autoren zeigen, dass sich die mediale Berichterstattung über Terroranschläge auch ausserhalb der betroffenen Länder negativ auf gesellschaftliche Einstellungen zum Thema Migration auswirkt.

von Christoph Elhardt
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Ist Migration eine ökonomische Chance oder ein sicherheitspolitisches Risiko? Diese Frage steht weltweit im Zentrum politischer Auseinandersetzungen. Die öffentliche Meinung zum Thema Migration beeinflusst nicht nur den Wahlerfolg von nationalistischen Parteien und die konkrete Gesetzgebung in diesem Bereich, sondern auch wie MigrantInnen konkret aufgenommen und behandelt werden. Der Erfolg von Integrationsmassnahmen hängt zu einem erheblichen Teil davon ab, wie Migration gesellschaftlich wahrgenommen wird. Welche Faktoren unter welchen Umständen Migrationseinstellungen beeinflussen, ist daher politisch und gesellschaftlich von grösster Bedeutung.

Ein im Dezember in der Fachzeitschrift American Journal of Political Science erschienener Artikel von Tobias Böhmelt, Vincenzo Bove und CSS-Forscher Enzo Nussio untersucht nun, ob sich Terroranschläge negativ auf die öffentliche Meinung zum Thema Migration in Europa auswirken. Während es keine empirischen Belege dafür gibt, dass mehr Immigration zu mehr Terroranschlägen führt, wird in politischen Diskussionen und in der medialen Berichterstattung immer wieder eine Verbindung zwischen beiden Phänomenen hergestellt.

Die Auswirkungen von Terrorismus auf Migrationseinstellungen

Auf Basis von Umfragedaten zeigen die Autoren rund um CSS-Forscher Enzo Nussio für den Zeitraum von 2003 bis 2017 erstmals systematisch, dass sich Terroranschläge nicht nur negativ auf die Einstellungen zum Thema Migration im betroffenen Land, sondern auch in benachbarten Ländern auswirken. Die Intensität der medialen Berichterstattung über Terroranschläge ist dabei der zentrale Transmissionsriemen. «Je näher ein Land dem betroffenen Land ist», betont CSS-Forscher Enzo Nussio, einer der Ko-Autoren der Studie, «desto intensiver ist die Berichterstattung über einen Anschlag und desto höher ist auch der Effekt auf die öffentliche Meinung. Wir zeigen in unserem Papier zum Beispiel, dass ein Anschlag in Frankreich sich stärker auf Migrationseinstellungen in Deutschland auswirkt als auf jene in Griechenland, Bulgarien oder Zypern. Die Nähe zum betroffenen Land ist entscheidend. »

Die Resultate der Studie leisten einen wichtigen Beitrag zu unserem Verständnis darüber, welche Faktoren die öffentliche Meinung zum Thema Migration beeinflussen. Die Autoren zeigen, dass die Art und Weise, wie über Migration medial berichtet und wie das Thema im politischen Diskurs behandelt wird entscheidend dafür ist, wie Menschen das Thema Migration wahrnehmen.

Literaturhinweis

externe SeiteTobias Böhmelt, Vincenzo Bove, Enzo Nussio (2019), Can Terrorism Abroad Influence Migration Attitudes at Home?, American Journal of Political Science

Eine Zusammenfassung des Artikels finden Sie externe Seitehier

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