Cyber campaigns and strategic outcomes

In diesem Journal of Strategic Studies Artikel argumentieren Richard J. Harknett und CSS Forscher Max Smeets, dass der Cyberspace eine neue Dimension der Machtpolitik eröffnet. Als Alternative zu kriegerischen Handlungen können Cyberkampagnen ein wichtiges Mittel zur Erreichung von strategischen Vorteilen werden.

von Christoph Elhardt
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Im Verlauf der letzten drei Jahrzehnte ist der Cyberspace ein neues Feld für zwischenstaatliche Rivalitäten geworden. In der Analyse dieses Phänomens hat sich die akademische und politische Gemeinschaft bisher auf höchst disruptive oder destruktive Cyberangriffe konzentriert, die beispielsweise einen Stillstand im Finanzsystem verursachen, einen Stromausfall auslösen oder Pipelines zerstören. Basierend auf dem Konzept des Cyberkriegs wurde vermutet, dass man sich lediglich mit derart ausserordentlichen Zwischenfällen einen Vorteil gegenüber Wettstreiter oder Rivalen verschaffen könne, da nur dadurch das bestehende Machtgleichgewicht beeinflusst werde.

Dennoch bleiben gross angelegte Cyberangriffe im Ausmass eines bewaffneten Angriffs empirisch gesehen Ausreisser, welche selten vorkommen. Das tatsächliche Verhalten von Akteuren im Cyberspace ist subtiler und ist grössenteils weniger destruktiv als dies die Cyberkriegsliteratur vermuten liesse. Dies hat gewisse Forscher dazu bewogen, die These aufzustellen, dass der Cyberkrieg selbst ein Mythos ist und dass die meisten Cyberoperationen ausgeklügelte Formen der Unterwanderung, Spionage und Sabotage sind, welche wiederum so alt wie die Kriegsführung selbst sind. Obwohl diese Aktivitäten unbestritten relevant sind, beeinflussen sie nicht das strategische Gleichgewicht zwischen Akteuren und sollten deshalb als von Natur aus taktisch angesehen werden.

Strategisch ohne Bedarf nach einem bewaffneten Angriff

Dieser neue Artikel von Richard J. Harknett und CSS Forscher Max Smeets stellt die These auf, dass der Cyberspace eine neue Dimension der Machtpolitik eröffnet hat, in welcher Cyberkampagnen alternativ zu kriegerischen Handlungen ein wichtiges Mittel sind, um sich einen strategischen Vorteil zu verschaffen. Bei einer Cyberkampagne handelt es sich um eine Serie koordinierter Cyberoperationen, welche zeitlich versetzt kumulative Auswirkungen hat, welche wiederum zu einem strategischen Vorteil führen. Während eine einzelne Cyberoperation das Machtgleichgewicht der Staaten nicht beeinflussen dürfte, können Cyberkampagnen eine strategische Auswirkung haben. Gemäss CSS Forscher Max Smeets konzentriert sich die Studie darauf, inwiefern verschiedene Cyberoperationen miteinander verbunden sind und wie sie kumulative Effekte hervorrufen können, die im Verlauf der Zeit tatsächlich das strategische Gleichgewicht zwischen Staaten beeinflussen.

China als friedliche Cybermacht?

Wie verändert das Konzept der Cyberkampagnen unser Verständnis von Wettbewerb und Rivalität im Cyberspace? Um diese Frage zu beantworten, betrachten die Autoren China‘s Aktivitäten im Cyberspace. Wenn wir Cyberaktivitäten als höchst disruptive Cyberattacken betrachten, dann hat die Volksrepublik tatsächlich auf derartige Operationen verzichtet und muss demnach als friedlich eingestuft werden. Trotzdem schlussfolgern die Autoren, dass, wenn wir unseren Blickwinkel ändern und uns mehr auf Cyberkampagnen im Gegensatz zu Cyberkriegen konzentrieren, sich uns ein anderes Bild chinesischen Cyberverhaltens offenbart. Wenn wir China durch die Linse der Cyberkampagnen betrachten, zeigt sich, dass das Land ein äusserst aktiver, strategisch motivierter Akteur im Cyberspace ist und dass dieser Akteur in der Lage ist, das Machtgleichgewicht im internationalen System durch offensive Cyberoperationen zu verändern.

 

Referenzen

externe SeiteRichard J. Harknett and Max Smeets (2020), Cyber Campaigns and Strategic Outcomes, Journal of Strategic Studies, Published online: 04 Mar 2020

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