Der russische Krieg in der Ukraine: Indiens Balanceakt

Neu-Delhi hat Russlands Angriffskrieg bislang nicht verurteilt. Dies erschwert Indiens aussenpolitisches Manövrieren. Wie sich Indien in einem zunehmend polarisierten Wettstreit um die globale Vorherrschaft positioniert, dürfte immer wichtiger werden. Dabei wird Neu-Delhi versuchen, die Beziehungen zu konkurrierenden Machtzentren und deren gegenseitige Rivalitäten für den eigenen Aufstieg zu nutzen, argumentiert Boas Lieberherr in dieser CSS Analyse.

von Rena Uphoff
Putin und Modi
Der russische Präsident Wladimir Putin bei einem Treffen mit dem indischen Premierminister Narendra Modi in Neu-Delhi am 6. Dezember 2021. Mikhail Klimentyev / Kreml via Reuters

Indien hat sich für die USA zum bevorzugten regionalen Gegengewicht zu China und für Europa zu einem unverzichtbaren Partner bei der Umsetzung seiner Indopazifik-Strategien entwickelt. Vor dem Hintergrund eines zunehmend selbstbewussten und ehrgeizigen Chinas hat sich Indien dem Westen im letzten Jahrzehnt auf bemerkenswerte Weise strategisch angenähert. In Europa und den USA hat dies zu einer Fehleinschätzung geführt: Nämlich, dass Indien nun dem «westlichen Lager» zuzurechnen sei. Allerdings hat sich Indien bisher bei allen UNO-Abstimmungen gegen die russische Invasion in der Ukraine der Stimme enthalten und sich nicht dem multilateralen Sanktionsregime gegen Moskau angeschlossen. Dies hat Fragen über seine Zuverlässigkeit als strategischer Partner des Westens aufgeworfen.

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