Nachbefragung der Studie «Sicherheit 2022» aufgrund des Krieges in der Ukraine

Mit dem Krieg in der Ukraine blicken Schweizerinnen und Schweizer pessimistischer in die Zukunft. Der Krieg führt zu einer kritischeren Sicht auf die Neutralität. Gleichzeitig werden sicherheitspolitische Kooperationen mit der NATO oder der EU beliebter. Zudem wollen Schweizerinnen und Schweizer die Verteidigungsfähigkeit der Schweiz stärken. Deshalb werden eine gute Ausbildung und Ausrüstung der Armee gefordert.

von Rena Uphoff
Nachbefragung Studie Sicherheit

Dies zeigen die Ergebnisse der Nachbefragung der Studie «Sicherheit 2022», die von der Militärakademie (MILAK) an der ETH Zürich und dem CSS herausgegeben wird.

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Allgemeine Bemerkungen: Die Daten für die Studie «Sicherheit 2022» wurden vor der russischen Invasion in die Ukraine (24.02.2022) im Januar (04.01.2022 – 20.01.2022) erhoben. Aus diesem Grund wurde eine leicht verkürzte telefonische Nachbefragung der Studie «Sicherheit 2022»1 vom 30. Mai bis 17. Juni 2022 durchgeführt, um mögliche Effekte des Krieges in der Ukraine auf die Einstellungen zur Aussen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Schweizer Bevölkerung aufzeigen zu können.

Sicherheitsempfinden und Wahrnehmung der Schweiz und der Welt: Schweizerinnen und Schweizer blicken pessimistischer in die Zukunft als noch im Januar 2022. Dies betrifft einerseits die nahe Zukunft der Schweiz (22% pessimistisch, +9 Prozentpunkte) als auch die Zukunft der weltpolitischen Lage (76% pessimistisch, +8 Pp). Eine Mehrheit von 58% geht davon aus, dass es in Zukunft zu mehr kriegerischen Konflikten in Europa kommen wird. Jede dritte Person berichtet, aufgrund des Krieges in der Ukraine ängstlicher geworden zu sein.

Aussen- und Sicherheitspolitik: Unverändert unterstützt eine Bevölkerungsmehrheit weiche Kooperationsformen ohne institutionelle Bindungen, wie «Gute Dienste», vermehrte Konfliktvermittlung und verstärkte Entwicklungshilfe. Das Engagement der Schweiz innerhalb der UNO (Engagement für UNO-Anliegen, Schweizer UNO-Friedenstruppen) wird weiterhin mehrheitlich befürwortet. Ein Beitritt der Schweiz zur NATO wird von einem Viertel der Bevölkerung gefordert. Hingegen ist die Bereitschaft zu einer Annäherung der Schweiz an die NATO signifikant gestiegen. Neu können sich 52% (+7 Pp gegenüber Januar 2021) eine engere Kooperation vorstellen. Die Zustimmung zur Auffassung, dass sich die Schweiz von Bündnissen und Zusammenschlüssen mit anderen Staaten fernhalten sollte, ist ebenfalls angewachsen, wird aber nur von einem Drittel der Befragten gefordert.

Neutralität und Sanktionspolitik: Die Zustimmung zur Schweizer Neutralität ist auf 89% gesunken (– 8 Pp). Unverändert stimmt der differenziellen Neutralität eine knappe Mehrheit zu (57%, + 2Pp) und die Solidaritäts- und Identitätsfunktionen werden von einer deutlichen Mehrheit bejaht. Beide Funktionen büssen jedoch im Vergleich zum Januar an Zustimmung ein. Der Stellenwert der Neutralität als Schutz vor internationalen Konflikten sinkt deutlich (58%, –11 Pp) und ein Drittel der Stimmbevölkerung ist der Meinung, dass ein europäisches Verteidigungsbündnis mehr Sicherheit bringen würde als die Beibehaltung der Neutralität (35%, +12 Pp gegenüber Januar 2021). Es treten somit vermehrt kritische Stimmen zur Realisierbarkeit der Neutralität auf. 77% der Schweizerinnen und Schweizer empfinden es als richtig, dass die Schweiz die Sanktionen gegenüber Russland mitträgt und 71% sind der Meinung, dass die mitgetragenen Sanktionen mit der Neutralität der Schweiz vereinbar sind.

Einstellungen gegenüber der Schweizer Armee: Signifikant stärker befürwortet die Schweizer Bevölkerung die Notwendigkeit der Schweizer Armee im Juni 2022 (80%, +5 Pp). Der Wunsch nach einer vollständig ausgerüsteten Armee ist gegenüber der Januarbefragung signifikant gestiegen und erreicht einen Höchstwert (74%, +4 Pp). Auch die Forderung nach einer sehr gut ausgebildeten Armee ist wie im Januar 2022 sehr hoch. Signifikant mehr Personen empfinden die Verteidigungsausgaben als zu wenig hoch (19%, +12 Pp). Schweizerinnen und Schweizer stehen zudem weiterhin zum Milizsystem, wollen die Wehrpflicht nicht abschaffen und sind mit der Leistung der Armee zufrieden.

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