Die Beobachtung bewaffneter Konflikte aus dem All
Frei zugängliche Satellitenbilder und Deep Learning können Menschenrechts- und Hilfsorganisationen dabei unterstützen, schneller auf bewaffnete Konflikte zu reagieren. Um die Effektivität solch einer Fernüberwachung zu gewährleisten, müssen die Organisationen ihre Strategien an den technischen Begrenzungen Deep Learning-basierter Monitoringsysteme ausrichten.
Vom Aufzug russischer Panzer entlang der ukrainischen Grenze bis hin zu zerstörten Städten und Dörfern – wir alle konnten den Krieg in der Ukraine über Bilder von oben mitverfolgen. Als Russland im März 2022 das Theater in Mariupol bombardierte, waren es nicht in erster Linie die Bilder der Opfer, die weltweites Aufsehen und Empörung erregten, sondern vielmehr ein Satellitenbild des Theaters kurz vor dem Angriff. Darauf zu lesen war das Wort «Kinder» auf Russisch, zweimal ausserhalb des Gebäudes auf den Boden geschrieben und selbst aus dem Weltraum deutlich sichtbar. Russische Kampfflugzeuge griffen trotzdem an. Für viele wurde dies zum Symbol dafür, in welch eklatanter Weise Russland im Krieg in der Ukraine das Leben von Zivilisten missachtet – eine eindrucksvolle Demonstration davon, wie tiefgreifend Satellitenbilder den öffentlichen Diskurs prägen können.
Seit es Satellitenbilder gibt, beeinflussen sie den Verlauf bewaffneter Konflikte. Da es immer mehr kommerzielle Satellitenanbieter gibt, werden die Bilder jedoch nicht nur von Kriegsparteien genutzt, sondern auch von jenen, die darüber berichten oder die versuchen, den angerichteten Schaden zu mindern. Im Gegensatz zu anderen Fernerkundungsinstrumenten, etwa Drohnen, stellen Satelliten einen weniger invasiven Eingriff dar, da sie vom Weltraum aus betrieben werden. Für Menschenrechts und Hilfsorganisationen wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) oder Amnesty International sind Satellitenbilder mittlerweile ein wichtiges Instrument, um Einblicke in das Geschehen in ansonsten unzugänglichen Gebieten zu erhalten. Sie nutzen Satellitenbilder für menschenrechtliche Untersuchungsarbeit, zum Beispiel um zu bestimmen, welcher Konfliktakteur das Gebiet kontrolliert hat, während eine Gräueltat verübt wurde. Allgemeiner helfen sie den Organisationen zu verstehen, wo Gefechte stattfinden, bei der Priorisierung von Hilfsleistungen und bei der Überwachung humanitärer Korridore für den sicheren Transport von Flüchtlingen und Hilfsgütern.