Europäische Kooperation mit dem Indopazifik
Diese Untersuchung der europäischen Sicherheitskooperation mit indopazifischen Partnern umfasst eine Diskussion der Haupttreiber der Kooperation und der verschiedenen Arten von Beziehungen zwischen den Akteuren. Es stellt sich die Frage, inwieweit alle Beteiligten diese ehrgeizigen Ziele unterstützen und davon profitieren.
Angesichts des zunehmenden europäischen Interesses und Engagements im indopazifischen Raum stellen sich unweigerlich drängende Fragen nach dem Nutzen im Hinblick auf die Sicherheit in Europa und im Indopazifik. Schon vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 haben verschiedene europäische Länder China erstmals als sicherheitspolitische Herausforderung eingestuft. Sie haben die Notwendigkeit erkannt, sich globalen Bedrohungen wie dem Klimawandel und der Cyberkriegsführung zu stellen. Dies führte schliesslich zu einem Wandel in der Aussen- und der Sicherheitspolitik. Zahlreiche strategiepolitische Äusserungen in Europa – von nationalen Sicherheitsstrategien bis hin zu Verteidigungsberichten – deuten darauf hin, dass Partnerschaften mit gleichgesinnten Staaten im Indopazifik zentral sind für die Bewältigung dieser Herausforderungen und für die Stärkung der Sicherheit in Europa.
Die überregionale Kooperation zwischen dem euroatlantischen und dem indopazifischen Raum wird mit unterschiedlichen Begriffen beschrieben (siehe CSS Strategic Trends 2022). In Berichten und Analysen ist häufig die Rede von «interregionaler», «gebietsübergreifender» und «atlantischpazifischer» Kooperation sowie von der Vorstellung, dass die geopolitischen Grenzen zunehmend verschwimmen. Aus Sicht
der US-Aussenpolitik kann die euroatlantische und indopazifische Kooperation unter anderem als «Brückenschlag zwischen Verbündeten» betrachtet werden. Diese Kooperationsformen umfassen mindestens zwei staatliche oder zwischenstaatliche Akteure aus diesen Regionen in den Bereichen Diplomatie, Wirtschaft, Militär und Nachrichtendienst. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Tatsache, dass die zur Diskussion stehenden Staaten alle Teil des US-Bündnis- und Partnernetzes sind.
Obwohl es unerlässlich ist, die verschiedenen Formen der überregionalen Zusammenarbeit zu verstehen, konzentriert sich diese Analyse auf die Sicherheitskooperation. Diese umfasst verschiedenste Aktivitäten, verfolgt aber vor allem die Förderung von Partnerschaften in Einklang mit den strategischen Zielen der Partnerstaaten. Unter diesem Konzept werden verschiedene Programme und Begriffe auf strategischer, operativer und taktischer Ebene zugunsten des eigenen und/oder des Partnerlands eingesetzt. Dies beinhaltet oft Massnahmen zur Stärkung der Kapazitäten, zur direkten Unterstützung, Ausbildung und Stärkung der Sicherheitskräfte und der Landesverteidigung. Die Kooperationen reichen von öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten wie gemeinsamen Ausbildungsübungen und Waffenhandelsabkommen bis hin zu diskreteren Massnahmen wie diplomatischen Gesprächen, Workshops, hegen militärischer Ausbildung und Initiativen für die Förderung der Interoperabilität.