Tumult im östlichen Mittelmeerraum
Die Entdeckung von Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer hat ungelöste Konflikte zwischen der Türkei und den zwei EU-Mitgliedstaaten Zypern und Griechenland wieder aufflammen lassen, argumentiert Fabien Merz in dieser CSS Analyse. Eine selbstbewusster auftretende Türkei hat jüngst eine Reihe von Schritten unternommen, um sich Zugang zu den Energieressourcen im Mittelmeer zu sichern. Eine Eskalation des Konflikts hätte weitreichende Folgen.
Im östlichen Mittelmeerraum ballen sich Geschichte und strategischer Wettbewerb. In den vergangenen Jahrzehnten kam es wiederholt zu Konflikten zwischen der Türkei und den zwei EU-Mitgliedsstaaten Griechenland und der Republik Zypern. Gründe dafür waren mitunter der ungelöste Zypernkonflikt sowie umstrittene Seegrenzen. Die kürzliche Entdeckung grosser Erdgasfelder unter dem Meeresboden und Hinweise auf weitere Vorkommen verleihen dem östlichen Mittelmeer eine zusätzliche strategische Bedeutung als Energiequelle. Dies vor dem Hintergrund einer Türkei, die stark auf Erdgasimporte angewiesen ist und seit längerem schon eine Diversifizierung ihrer Energiequellen anstrebt. Gleichzeitig hat sich die Türkei durch ihre in den letzten Jahren an den Tag gelegte selbstbewusste und zum Teil konfrontativere Aussenpolitik nicht nur weiter von ihren traditionellen NATO-Bündnispartnern und der EU entfremdet, sondern auch die angespannte Beziehung zu anderen Hauptakteuren im östlichen Mittelmeerraum weiter verschlechtert. Dies wiederum hat Griechenland, die Republik Zypern, Ägypten und Israel dazu veranlasst, näher zusammenzurücken und unter anderem im Bereich der Gewinnung und der Kommerzialisierung von Erdgas näher zusammenzuarbeiten. Das befeuert die Ängste Ankaras, vom Energiesegen im östlichen Mittelmeer ausgeschlossen zu werden.