Knowledge Security: Risiken in der Wissenschaft
Ein freies, offenes, internationales Forschungs- und Bildungsumfeld ist für den wissenschaftlichen Fortschritt unabdingbar. Zugleich stellen geopolitische Spannungen den Bereich vor neue Herausforderungen. Viele westliche Länder entwickeln neue Ansätze zu Knowledge Security, um wissenschaftliche Werte und nationale Interessen zu wahren.
Forschungstreibende Organisationen wie Universitäten und Unternehmen stehen bei wissenschaftlichen und technologischen Durchbrüchen an vorderster Front und sind daher ein Drehpunkt des geopolitischen Wettbewerbs. Der globale Wissenschafts-, Technologie- und Innovationsbereich (WTI) beruht auf internationaler Mobilität und Kooperation. Im letzten Jahrzehnt sind jedoch Beweise zutage getreten, dass autoritäre Regierungen in China, in Russland, im Iran und in weiteren Ländern die Offenheit des WTI-Bereichs ausnutzen, um ihre Streitkräfte zu modernisieren, ihre Regierungs- und Überwachungssysteme zu stärken und Propaganda im Ausland zu verbreiten. Da die weitere Zusammenarbeit wissenschaftlich, wirtschaftlich und politisch wünschenswert ist, bemühen sich Stakeholder in den USA, im Vereinigten Königreich, in der EU, in Japan, Australien und anderen westlichen Staaten, ein Gleichgewicht zwischen Offenheit und Sicherheit zu finden. Diese vielfältigen Massnahmen werden allgemein als Knowledge Security («Wissenssicherheit») bezeichnet.
Knowledge Security ist ein sehr breit gefasstes und undefiniertes Konzept. Insbesondere in der Wissenschaft wird oft bestritten, ob Wissen überhaupt «gesichert» werden kann oder sollte. Generell umfasst Knowledge Security die Verhinderung unerwünschten Transfer von sensiblen Informationen, Know-how und Technologie, die Eindämmung ausländischer Einmischung in Forschung und Lehre sowie die Minderung von Abhängigkeiten, die die nationale Sicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit gefährden könnten. Auch ethische Anliegen sind ein wichtiger Aspekt. Ziel der Knowledge Security ist, wissenschaftliche Werte zu schützen, die internationale Zusammenarbeit ethisch und sicher zu gestalten sowie nationale Interessen und Werte zu wahren. Als Konzept ist dies zwar neu, in der Praxis aber nicht. Schon im Zweiten Weltkrieg gab es Exportkontrollen auf Dual-Use-Güter, um die Erforschung und Entwicklung nuklearer, biologischer oder chemischer Waffen zu verhindern. Knowledge Security – auch Research Security («Forschungssicherheit») genannt – ist ein breiteres Konzept, das sich mit einer Vielzahl von Risiken befasst.