Nationale Cybersicherheitsstrategien im Vergleich – Herausforderungen für die Schweiz

Wie schneidet die Cybersicherheitsstrategie der Schweiz im internationalen Vergleich ab? Die vorliegende CSS Studie von Marie Baezner und Jean Cordy vergleicht die Strategien Deutschlands, Finnlands, Frankreichs, Israels, Italiens und der Niederlande, um den schweizerischen Ansatz in einen breiteren internationalen Zusammenhang zu stellen und Implikationen und Herausforderungen für die Schweiz zu identifizieren.

von Christoph Elhardt
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Im Zentrum der Studie stehen die Identifikation von Schlüsselstrategien, die Beschreibung von Hauptakteuren und ihren Aufgabenfeldern (insbesondere die Aufgabenverteilung zwischen zivilen und militärischen Behörden in den Bereichen «Sicherheit», «Verteidigung» und «Straf­verfolgung») und die Identifikation von generellen Herausforderungen bei der Organisation nationaler Cybersi­cherheitspolitiken.

Die Cybersicherheitsstrategien weisen viele konzeptionelle Gemeinsamkeiten auf. Ihnen sind insbesondere sechs zentrale Aspekte gemeinsam: der holistische Ansatz, welcher sowohl nationale Sicherheit als auch sozioökonomische Anliegen umfasst; Verbindungen zu umfassenderen nationalen Sicherheitsstrategien; der zentrale Fokus auf die Entwicklung defensiver Cyberfähigkeiten; der hohe Stellenwert der internationalen Kooperation; die Betonung der notwendigen Zusammenarbeit mit dem Privatsektor und schliesslich die Notwendigkeit umfassenderer Sensibilisierung, Bildung und Information.

Die wichtigsten Unterschiede zwischen den untersuchten Ländern sind, wo Cybersicherheit im Rahmen staatlicher Strukturen angesiedelt wird und wer welche Verantwortlichkeiten trägt. Dies betrifft das Ausmass der Zentralisierung, die Beziehung zwischen zivilen und militärischen Kräften und die Aufgaben von Nachrichtendiensten und Stellen der Strafverfolgung. Die Gründe für die Unterschiede fussen grossmehrheitlich auf der politi­schen Kultur und der Organisation der politischen Systeme.

Angesichts eines globalen Bedrohungsumfelds stehen vergleichbare Staaten bei der Entwicklung, Umsetzung oder Aufrechterhaltung ihrer Strategien vergleichbaren Herausforderungen gegenüber. Wir haben acht solche Herausforderungen identifiziert:

  • die (vertikale) Integration nationaler Cybersicherheit in den Rahmen der nationalen Sicherheit und/oder einer Gesamtstrategie, um nationale Ressourcen möglichst effizient zu steuern;
  • die (horizontale) Koordination verschiedener Stellen, die sich um Cybersicherheit kümmern, wobei insbe­sondere die richtige Mischung zwischen Zentralisierung und Nutzung bestehender Kompetenzen zu finden ist;
  • die Förderung internationaler Zusammenarbeit und die Ausbildung internationaler Verhaltensnormen in einem Umfeld, in dem sich geopolitische Verwerfungen intensiviert haben;
  • die Schaffung solider und belastbarer Strukturen für das Krisenmanagement, einschliesslich effizienter Krisenkommunikation, sowie die Entwicklung einer guten Reaktionsfähigkeit auf schwerwiegende Vorfälle, die diesen Kommunikationsaspekt berücksichtigt;
  • ein adäquates Lagebild und eine präzise Bedrohungs­analyse, die überzogenen Beurteilungen von Cyberbedrohungen gegenüber immun sind – trotz der Schwierigkeit, zuverlässige Daten zu sammeln;
  • der Aufbau von Kapazitäten und die Ausgestaltung zukünftiger Bildungsangebote, um dem Personal­mangel in der Cybersicherheit zu begegnen;
  • ein Kooperationsrahmen mit der Privatwirtschaft, der Innovation nicht hemmt, aber nationale Sicherheit fördert sowie
  • die Harmonisierung der Gesetzgebung und effiziente Strategien zur Bekämpfung von Cyberkriminalität.

Auch die Schweiz ist ebendiesen Herausforderungen ausgesetzt. Ein kleiner, aber wohlhabender Staat wie die Schweiz sollte gewährleisten, dass er ausreichend Mittel in die Cybersicherheit investiert, ohne die Reichweite und Rolle des Staats zu sehr auszudehnen, wenn er seine Zukunft in der digitalen Welt sichern möchte. Hierfür ist einerseits erforderlich, dass alle Teile der Regierung auf dasselbe übergeordnete Ziel hinarbeiten. Andererseits bietet sich eine besondere Berücksichtigung des Kapazitätsaufbaus und der Ausgestaltung von Bildungsangeboten als wohl fruchtbarster Ansatz an.

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