
Waffenstillstände - die Gewalt beenden und Frieden verhandeln
In diesem neu veröffentlichten Buch arbeiten VerhandlungsführerInnen und WissenschaftlerInnen zusammen, um zu identifizieren, wie Waffenstillstände und politische Verhandlungen miteinander verknüpft sind und wann sowie wie Waffenstillstände zur Förderung des Friedens beitragen. Fallstudien behandeln Konflikte in Bosnien, Burundi, Kolumbien, Darfur, El Salvador, Myanmar, den Philippinen, Sudan Nord/Süd und Syrien.
Fast alle Friedensprozesse beinhalten Waffenstillstände. Diese Waffenstillstandsregelungen variieren stark in Bezug auf Timing, Inhalt und ihre Verbindung zum politischen Verhandlungsprozess. In Kolumbien führten die Regierung und die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) politische Verhandlungen ohne einen bilateralen Waffenstillstand und vereinbarten, die Gewalt erst zu beenden, als sie eine Einigung über die Hauptkonfliktthemen erzielt hatten. Auf den Philippinen wurde sehr früh in den Verhandlungen zwischen der Regierung und der Moro Islamischen Befreiungsfront (MILF) ein Waffenstillstand eingeführt, was zu einem langwierigen, aber erfolgreichen politischen Verhandlungsprozess beitrug. In Burundi scheiterten erste Versuche, einen umfassenden Waffenstillstand zwischen der Regierung und dem Conseil National Pour la Défense de la Démocratie—Forces pour la Défense de la Démocratie (CNDD-FDD) zu installieren, doch als ein früheres Friedensabkommen erste Früchte trug, verliefen die Bemühungen, die Gewalt zu stoppen und die strittigen Fragen zu lösen, reibungsloser. In Syrien wurden verschiedene Strategien ausprobiert, aber zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Textes haben weder die Waffenstillstände noch die politischen Verhandlungen den Krieg stoppen können. Warum wählen Konfliktparteien unterschiedliche Strategien für die Reihenfolge der Waffenstillstände? Welche Faktoren beeinflussen diese Wahl? Und was erklärt die unterschiedlichen Verwendungen und Auswirkungen von Waffenstillständen in diesen Fällen?
Das Buch zeigt, wie der Waffenstillstandsprozess und politische Verhandlungen unterschiedliche Prozesse sind, die oft verschiedene Akteure, Strategien und Herausforderungen beinhalten, aber gleichzeitig eng miteinander verwoben sind. Anstatt diese beiden Teile eines Friedensprozesses zusammen zu betrachten oder sich nur auf Waffenstillstände zu konzentrieren, untersuchen wir die dynamische Wechselwirkung zwischen beiden Prozessen und richten dabei den Fokus auf zwei Fragen, die bisher wenig Beachtung fanden:
- Wann und warum nehmen Konfliktparteien zu verschiedenen Zeitpunkten des politischen Verhandlungsprozesses einen Waffenstillstand an, und wie beeinflusst dies die politischen Verhandlungen?
- Wie beeinflussen Kontextfaktoren—der nationale politische Kontext, der internationale politische Kontext und der militärische Kontext—die Beziehung zwischen dem Waffenstillstandsprozess und dem politischen Verhandlungsprozess?
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