
Sport-Investitionen und internationale Politik
Autokratische Staaten setzen vermehrt auf den Sport, um ihre Legitimität im In- und Ausland zu stärken. Vor allem Katar und Saudi-Arabien haben stark in diesen Bereich investiert und staatsnahe Persönlichkeiten in internationalen Sportorganisationen platziert. Fabio Schmocker kommt in dieser CSS Analyse zum Schluss, dass diese Strategie zwar die globale Sichtbarkeit der Golfstaaten erhöht, aber auch mehr Aufmerksamkeit auf Menschenrechtsfragen gelenkt hat.
Auch wenn internationale Sportorganisationen oft das Gegenteil behaupten – Sport und Politik vermischen sich oft. Als der Faschismus in den 1920ern und 30ern in Europa auf dem Vormarsch war, wurde der Sport für Propagandamassnahmen benutzt. Der damalige italienische Diktator Benito Mussolini inszenierte die Fussball-Weltmeisterschaft 1934 in Italien als Symbol des Patriotismus, um die Überlegenheit seines Landes zu demonstrieren. 1936 tat es ihm sein deutscher Homologe Adolf Hitler mit den Olympischen Spielen in Berlin gleich. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten liberal-demokratische Staaten den Sport häufig, um ihre Werte ins Ausland zu tragen. Um Druck auf autokratische Regime auszuüben, wurden Sanktionen erlassen, beispielsweise gegen Südafrika, dessen Sportteams während der Apartheid von jeglichen Wettkämpfen ausgeschossen waren.
«Die Ausrichtung grosser Sportereignisse durch Autokratien hat zu einer neuen Ära in der Verflechtung von Politik und Sport geführt, die in westlichen akademischen und politischen Kreisen als „Sportswashing“ bezeichnet wird.»Fabio Schmocker
Die Verbindung zwischen Sport und Politik wurde auch positiver inszeniert, wobei die Sportdiplomatie als sanftes Machtinstrument eingesetzt wurde, um Werte wie Fairness, Disziplin und Integrität sowie die internationale Zusammenarbeit zu fördern.
Fabio Schmocker betont, dass Medien, Nichtregierungsorganisationen und die Zivilgesellschaft eine entscheidende Rolle spielen und gewährleisten, dass der Sport nicht zum Spielball für Imagepflege autoritärer Staaten wird. Bei dieser Aufgabe kann eine stärkere Aufsicht dazu beitragen, Korruption, Bestechung und verdeckte Operationen in Verbindung mit autoritären Regimen einzudämmen und dafür zu sorgen, dass der globale Sport ein Ort des Wettbewerbs bleibt und nicht zur politischen Einflussnahme missbraucht wird.
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