Expert Workshop: Swiss Crisis Mapping
Wege zur Nutzung geobasierter Daten und sozialer Medien im Krisen- und Katastrophenmanagement in der Schweiz
Am 5. September 2013 fand der Experten-Workshop «Swiss Crisis Mapping – Wege zur Nutzung geobasierter Daten und sozialer Medien im Krisen- und Katastrophenmanagement in der Schweiz» an der ETH Zürich statt.
Der Workshop wurde gemeinsam vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS, der ETH Zürich und dem Institut Vermessung und Geoinformation der Fachhochschule Nordwestschweiz durchgeführt und richtete sich an ausgewählte Expertinnen und Experten aus den Bereichen Katastrophen- und Risikomanagement, neue Kommunikations- und Informationstechnologien sowie Kartographie und Geo-Informatik.
Im Rahmen des Workshops wurden aktuelle Entwicklungen im Bereich Crisis Mapping mit Fachleuten aus unterschiedlichen Disziplinen diskutiert. Im Vordergrund stand, unterschiedliche Perspektiven auf das Thema Crisis Mapping im Schweizer Kontext zu gewinnen sowie die Vernetzung der beteiligten Akteure zu fördern und Möglichkeiten für weiterführende Kooperationen zu erörtern.
Begleitet wurde der Experten-Workshop durch das International Relations and Security Network (ISN) mit dem Special Feature «The Future of ICT in Crisis Management».
Ausgangslage
Hintergrund des Workshops ist der dynamische Wandel, der sich gegenwärtig bei der Nutzung von Geo-Daten im Krisen- und Katastrophenmanagement vollzieht. Zwar spielen geobasierte Daten seit Langem in nahezu allen Bereichen des Krisen- und Katastrophenmanagement eine wichtige Rolle – von der Risikobewertung und Gefahrenprävention bis hin zur Lagebeurteilung und Krisenbewältigung im Katastrophenfall. Jedoch hat sich erst in jüngerer Zeit die Kartierung von bevölkerungsschutzrelevanten Daten «demokratisiert», im Sinne neuer Partizipationsmöglichkeiten für zivilgesellschaftliche Gruppen und individuelle Mediennutzer.
Ein herausragendes Phänomen stellt hier das sogenannte Crisis Mapping dar: Begünstigt durch die wachsende Bedeutung sozialer Medien und verwandter sozio-technischer Entwicklungen sind in den vergangenen Jahren bei unterschiedlichen Ereignissen «Katastrophenkarten» (Crisis Maps) entstanden, die nach dem Prinzip des Crowdsourcing geobasierte Kriseninformationen sammeln, verarbeiten und visualisieren. Unter anderem bei der Bewältigung der Erdbebenkatastrophe in Haiti (2008) und des Hurrican Sandy (2012) haben Informationen, die die lokale betroffene Bevölkerung über soziale Medien publizierte und die von Freiwilligen in öffentliche Karten eingetragen wurden, einen wichtigen Beitrag zur Minderung der Schäden und zu einer schnelleren Rückkehr zur Normalität geleistet.
Das Center for Security Studies an der ETH Zürich hat in Vorbereitung auf den Workshop zwei Grundlagenpapiere zu den Anwendungsmöglichkeiten von Geo-Daten und sozialen Medien im Krisen- und Katastrophenmanagement verfasst. Die Studien kommen – trotz oder gerade wegen fehlenden Erfahrungen mit Crisis Mapping in der Schweiz selbst – zum Schluss, dass ein proaktives Vorgehen auch für die Schweiz angezeigt ist, da es das Katastrophenmanagement bei künftigen Ereignissen unterstützt und verbessert. Auch wenn Crisis Mapping ein vergleichsweise junges und stark dynamisches Phänomen darstellt, lässt sich als Konstante beobachten, dass beim Crisis Mapping eine Vielzahl von unterschiedlichen Akteuren, u.a. Behörden, Privatunternehmen und zivilgesellschaftliche Gruppen, zusammenwirken. Die verstärkte Vernetzung dieser Akteure stellt somit einen wichtigen Schritt dar, um im Katastrophenfall koordiniert und effektiv handeln zu können.
Hauptziele
Der Workshop verfolgte vier Hauptziele:
1. Die für das Thema Crisis Mapping zentralen Akteure wurden innerhalb der Schweiz zusammengebracht und ein Dialog zwischen diesen Akteuren gefördert.
2. Anhand eines Katastrophenszenarios wurden Möglichkeiten identifiziert, wie bei einem möglichen zukünftigen Ereignis in der Schweiz eine Crisis Map organisiert und erstellt werden könnte.
3. Es wurden bestehende organisatorische, technische und gesellschaftliche Herausforderungen adressiert und mögliche Handlungsoptionen diskutiert.
4. Schliesslich wurden weiterführende Formen des Austauschs diskutiert und Möglichkeiten zu einer verstärktne Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteuren erörtert.
Dokumente
Using ICT & Social Media in Disasters: Opportunities & Risks for Government
Stakeholder Analysis of Crisis Mapping in Switzerland
Weitere Studien aus dem Forschungsbereich Krisenmanagement und -Kommunikation finden Sie auf der Website des Risk and Resilience Research Teams am Center for Security Studies.
Präsentationen
Florian Roth: Crisis Mapping aus sozialwissenschaftlicher Sicht
Hans-Jörg Stark: Crisis Mapping aus technischer Sicht
Thomas Körkel: Crisis Mapping bei Swisscom
Christian Fuchs: Die Zukunft von Crisis Mapping in der Schweiz – 4 Thesen
Kontakt
Michel Herzog, Risk and Resilience Research Team, Center for Security Studies, ETH Zürich
Prof. Hans-Jörg Stark, Institut Vermessung und Geoinformation, Fachhochschule Nordwestschweiz