Ethnizität, regierungsnahe Milizen und die Dynamik der Gewalt in Bürger-kriegen
Wie beeinflussen regierungsnahe Milizen die Gewaltdynamik während ziviler Konflikte? Luke Abbs, CSS-Forscher Govinda Clayton und Andrew Thomson beantworten diese Frage in einem neuen Artikel, indem sie die ethnischen Verbindungen zwischen Milizen und Regierungen untersuchen. Die Autoren stellen fest, dass das Vorhandensein von Milizen, die der gleichen Ethnie wie die herrschende Regierung angehören, mit längeren und intensiveren Bürgerkriegen einhergeht.
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Regierungsnahe Milizen sind organisierte, bewaffnete Gruppen, die die Regierung unterstützen, aber nicht Teil der offiziellen, staatlichen Streitkräfte sind. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Gruppen eher in schwachen Staaten auftreten, die akuten, sicherheitspolitischen Bedrohungen wie zum Beispiel Aufständen und Bürgerkriegen ausgesetzt sind. Darüber hinaus kommen mehrere Studien zum Schluss, dass die Präsenz von regierungsnahen Milizen Konflikte verschärft und verlängert, da Staaten entweder nicht in der Lage oder willens sind, deren Aktivitäten zu kontrollieren. Die gleichen Studien übersehen dabei aber, wie die ethnischen Verbindungen zwischen Milizen und der Regierung Konfliktdynamiken beeinflussen können.
Der Effekt regierungsnaher Milizen auf Konflikte
Ko-ethnische Milizen sind eindeutig regierungsfreundliche, militärische Gruppen, die nicht zu den regulären Sicherheitskräften gehören und speziell nach ethnischen Gesichtspunkten rekrutiert werden, um ethnische Ziele zu erreichen. Ein neuer Artikel in der Zeitschrift Journal of Conflict Resolution von Luke Abbs von der University of Essex, Govinda Clayton vom CSS und Andrew Thomson von der Queen's University in Belfast zeigt, dass die Anwesenheit dieser Gruppen oft mit intensiveren und längeren Bürgerkriegen verbunden ist. Den Autoren zu Folge ist dies das Ergebnis einer Kombination von drei Faktoren. Erstens sind ko-ethnische Milizen relativ loyale, irreguläre Kräfte, die die militärische Fähigkeit eines Staates, Aufständen zu widerstehen, erhöhen. Zweitens kann die Präsenz ko-ethnischer Milizen zur Steigerung der interethnischen Polarisierung und des ethnischen Extremismus führen, da diese oft gegen Aufständische aus anderen ethnischen Gemeinschaften eingesetzt werden. Und drittens haben diese Gruppen selbst einen Anreiz, alle friedensstiftenden Versuche zu untergraben, die den privilegierten Status ihrer ethnischen Gruppe gefährden könnten.
Politische Implikationen
Die Ergebnisse des Artikels sind auch für politische Entscheidungsträger und Praktiker relevant. Wenn ko-ethnische Milizen wie zum Beispiel die schiitisch dominierten Milizen im Irak und in Syrien tatsächlich ein Hindernis für den Frieden darstellen, ist es entscheidend, sie entweder in offizielle militärische Strukturen einzubeziehen oder sie zu entwaffnen. Zukünftige Untersuchungen sollten sich daher der Frage widmen, unter welchen Bedingungen ko-ethnische Milizen entwaffnet und wie sie in Friedensprozesse eingebunden werden können.
Literaturhinweis