Satellitenbildgebung für Katastrophenresilienz
Vermehrt auftretende Naturgefahren und komplexe Notfälle erfordern Optimierungen im Schweizer Bevölkerungsschutzsystem. Ein Beitritt zum Copernicus-Programm der EU könnte den Zugang zu Satellitenbildern für die Katastrophenvorsorge sicherstellen und Leben retten, argumentiert Jurgena Kamberaj in dieser Ausgabe der CSS Policy Perspectives Reihe.
Kernpunkte
- Satellitenbilder sind inzwischen unverzichtbar bei der Bewältigung von Katastrophen und komplexen Krisen. Sie unterstützen die Prävention, Bewältigung und den Wiederaufbau und verbessern den Schutz der Bevölkerung gegen Gefahren.
- Der Rapid Mapping Service des Bundes ist zwar effektiv, doch das Fehlen eines eigenen Erdbeobachtungsprogramms behindert die Fähigkeit der Schweiz, Satellitenbilder für die Katastrophenvorsorge zu nutzen.
- Über Initiativen wie das Copernicus-Programm der EU könnten sich Schweizer Behörden einen schnellen, zuverlässigen Zugang zu Satellitendaten verschaffen. Deren effektive Nutzung erfordert Schulungen, institutionelles Bewusstsein und die Einbeziehung dieser Daten in den gesamten Krisenmanagement-Prozess.
Die Crew der Apollo 17 nahm 1972 vom All aus ein Foto von der Erde auf, das unter dem Titel «Blue Marble» weltberühmt wurde. Dass erstmals die Eiskappe des Südpols und ein Wirbelsturm im Golf von Bengalen auf einem Foto zu sehen waren, machte das Bild zu einem wichtigen Meilenstein in der Geowissenschaft und der Erdbeobachtung (earth observation, EO).
Seit «Blue Marble» finden Geodaten, und besonders die Satellitenbildgebung, in verschiedenen Branchen und Bereichen Anwendung, allem voran in der Katastrophenbewältigung und im Krisenmanagement. In der Schweiz nutzt der Rapid Mapping Service (RMS) des Bundesamtes für Landestopografie swisstopo Satellitenbilder, um die Behörden nach Naturkatastrophen bei der Schadensdokumentation zu unterstützen. Im Katastrophenmanagement ist die Schweiz jedoch bei der Nutzung von Satellitenbildern erheblich eingeschränkt, da sie über keine eigenen EO-Satelliten verfügt. Eine vielversprechende Lösung ist eine Schweizer Beteiligung an Copernicus, der EO-Komponente des EU-Raumfahrtprogramms.
Bisher hat die Schweiz ihr Krisenmanagementsystem meist erst nach eingetretenen Katastrophen ausgebaut, zum Beispiel als nach den Überschwemmungen von 2005 der RMS eingerichtet wurde. Da komplexe Notlagen jedoch schwer vorhersagbar sind, braucht das Bevölkerungsschutzsystem eine zukunftsorientierte Umgestaltung. Eine entscheidende Änderung wäre es, den RMS vollumfänglich im gesamten Zyklus des integralen Risikomanagements zu nutzen, noch bevor weitere Grossereignisse eintreten. Schulungen und die Erprobung des RMS bei kleineren Notfällen sowie die Stärkung des institutionellen Austauschs sollten dabei im Vordergrund stehen und könnten die Notfallstrategien verbessern, vor allem die der Kantone.
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