Hybrider Krieg: Vorstellung und Wirklichkeit
Die Angst vor hybriden Kriegsformen ist nach wie vor verbreitet. Der Sammelbegriff beschreibt Aggressionen in der Grauzone zwischen Krieg und Frieden. Viele versprechen sich von der Informationstechnologie revolutionäre Fortschritte in diesem strategischen Bereich. Die Erfolgsbilanz des hybriden Krieges erhärtet diese Vermutungen jedoch nicht, weshalb eine systematische Einschätzung notwendig ist.
Seit fast einem Jahrzehnt warnen Analystinnen und Analysten sowie Verteidigungspolitikerinnen und -politiker nun schon vor dem Bedrohungspotential des Hybridkriegs. Es bleibt jedoch erstaunlich unklar, um welche machtpolitischen Instrumente sich diese Warnungen drehen und zu welchem Ausmass der hybride Krieg tatsächlich eine Bedrohung darstellt. Dennoch haben westliche Staaten erhebliche Mittel aufgewendet, um diese Gefährdung zu minimieren. So hat die EU in diesem Jahr eine umfassende Mission in Moldawien angekündigt, die sich mit der Bekämpfung «hybrider Bedrohungen» befassen soll – die erste Mission dieser Art. Daher ist es sowohl dringend als auch wichtig, diese Bedrohungen zu analysieren.
Leider ist der Begriff «hybrider Krieg» schlecht definiert. Sowohl in politischen Debatten als auch in der Wissenschaft wird er meist als Oberbegriff für alle Arten von Aggression in der «Grauzone» zwischen Krieg und Frieden verwendet. Dazu gehören unter anderem die Instrumente Desinformation, Sabotage, Subversion und Cyberoperationen. Die Übernahme und illegale Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014, die Unterstützung bewaffneter Separatisten in der ukrainischen Donbass-Region (unter anderem durch nicht gekennzeichnete Truppen «grüner Männchen») und eine gross angelegte Cyberkampagne wurden als Beweis für die Wirksamkeit dieser Instrumente angesehen. Das akademische Interesse nahm rasant zu, entsprechend vertraten viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ansicht, dass diese Art des Konfliktes die Zukunft der Kriegsführung darstellen würde. Auf politischer Ebene wurden diese Argumente und die mit ihnen verbundenen Bedrohungswahrnehmungen aufgegriffen und Verteidigungsstrategien und -prioritäten entsprechend angepasst.
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