Neue Dimensionen der Weltraummilitarisierung
Die Eroberung des Weltraums wird heute zunehmend durch Innovationen privater Akteure vorangetrieben. Angesichts der militärischen Aggression Russlands hat die Ukraine gezeigt, wie Nationen mit wenig bis gar keinen Ressourcen im All die kommerzielle Weltrauminfrastruktur militärisch nutzen können.
Die zivile und militärische Nutzung des Weltraums gingen schon immer Hand in Hand. Der Start der sowjetischen Sputnik 1 1957 und der US-amerikanischen Explorer 1 1958 setzte während des Kalten Krieges das Space Race der beiden Supermächte in Gang. Mit Telstar 1, dem ersten zivilen Kommunikationssatelliten, begannen die USA bereits 1962, das All kommerziell zu nutzen. Im selben Jahr verabschiedete der Kongress den Communication Satellite Act, um die Rechte privater Unternehmen an kommerziellen Satelliten zu stärken.
Die Technologien der Raumfahrtindustrie haben einen inhärenten Dual-Use-Charakter. So können ballistische Raketen als Träger für Nuklearsprengköpfe verwendet werden. Die gleiche Technologie kann jedoch auch zivilen Zwecken dienen, um Satelliten ins All zu schiessen. Auch Satelliten in der Erdumlaufbahn können zivile Funktionen erfüllen, etwa für globale Positions- und Navigationsdaten, die Erkennung von Waldbränden und die Anbindung abgelegener Orte ans Internet. Doch zunehmend werden die zugrunde liegenden Technologien – und manchmal sogar die gleichen Satelliten – für militärische Zwecke genutzt. Dazu zählen zum Beispiel Frühwarnungen vor Raketenangriffen, so fortige Schadensbeurteilungen und die Identifizierung feindlicher Ziele per Satellitenbild. Der Echtzeit-Datenaustausch ermöglicht auch die Synchronisierung der an einer militärischen Operation beteiligten Einheiten in der Kampfzone.
Die erste Demonstration, wie Weltraumtechnologien erfolgreich in eine Militäroperation integriert wurden, brachte der Golfkrieg von 1991 – oft auch als erster Weltraumkrieg bezeichnet. Die US-Streitkräfte nutzten für Navigation, Kommunikation, Informationsbeschaffung und Raketensteuerung in hohem Masse zivile und militärische Satelliten. Insbesondere die Abhängigkeit vom US-amerikanischen Global Positioning System (GPS) verdeutlichte die inhärenten Herausforderungen dieser Doppelfunktion.
- Download Lesen Sie die vollständige Publikation (PDF, 707 KB)
- Zur Publikationsseite