Operative Anpassung von NATO-Streitkräften seit der Krim: Muster und Divergenzen
Seit der 2014 vollzogenen Annexion der Krim bereiten sich die Streitkräfte der NATO auf eine Konfrontation mit Russland vor. Dieser, in der Zeitschrift SIRIUS erschienene Artikel von CSS Forscher Niklas Masuhr, untersucht die Prioritäten der Allianz sowie die Streitkräfteentwicklung in den USA, Großbritannien, Frankreich, Polen und Deutschland. Mit Ausnahme Frankreichs blicken alle Streitkräfte trotz erheblicher Divergenzen nach Osten.
Seit 2014 bereiten sich die Streitkräfte der NATO auf eine Konfrontation mit Russland entlang der Kontaktzone von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer vor. Ziel ist, angesichts einer wieder bestehenden, wenngleich regional begrenzten Angriffsfähigkeit Russlands die Abschreckungsfähigkeit des Bündnisses zu stärken und Streitkräfte auf Territorial- und Bündnisverteidigung auszurichten, die vor 2014 vor allem auf Stabilisierungsmissionen spezialisiert waren.
Dies bedeutet, dass Mittel, Strukturen und Prozesse wiederbelebt werden, die es erlauben sollen, auf weite Distanzen und unter Einbezug großer Truppenkörper mit verbundenen Waffen operieren zu können. Auch wenn die Fäden kollektiver Verteidigung und Abschreckung bei der NATO zusammenlaufen, obliegen Streitkräfteentwicklung- und Planung den Mitgliedsstaaten, die divergierende und teilweise gegenläufige Strategien und Priorisierungen verfolgen. Diese vorliegende Analyse betrachtet die Landstreitkräfte von fünf prominenten Bündnisstaaten, namentlich der USA, Großbritanniens, Frankreichs, Polens und Deutschlands. Hierbei wird auf aktuelle Entwicklungen und Trends, insbesondere seit der Zäsur 2014, eingegangen sowie auf sich abzeichnende Risiken auf nationaler und Bündnisebene verwiesen.
Krim Annexion stellt nur bedingt Zäsur dar
Der Artikel zeigt auf, dass das Bild der Zäsur 2014 nur bedingt hält. So ist kein deutliches doktrinäres und organisatorisches Umschwenken der deutschen und insbesondere der französischen und polnischen Heere ersichtlich. Für das deutsche Heer war die Bündnisverteidigung zumindest nominell immer gleichwertig zu den Stabilisierungseinsätzen, für Polen stand immer die Verteidigung gegen Russland im Mittelpunkt und Frankreich ist bei seiner südwärts weisenden Haltung geblieben. Lediglich bei den USA lässt sich ein deutlicher Umschwung nachweisen, der sich zweifelsfrei auf den Faktor „Russland“ zurückführen lässt. Auch ist im britischen Fall diese Triebfeder ersichtlich. Dies bedeutet nicht, dass insbesondere Prioritäten in der Ausbildung von Truppen sich nicht angepasst hätten, aber ein uniformer Richtungswechsel ist bei den hier betrachteten europäischen Armeen nicht erkennbar.
Literaturangabe