Sicherheit 2020. Im Januar schauten SchweizerInnen noch positiv in die Zukunft

Die Militärakademie an der ETH Zürich und das Center for Security Studies der ETH Zürich haben erneut die seit 1999 jährlich erscheinende Studie «Sicherheit 2020» veröffentlicht. Die Studie dient der Ermittlung langfristiger Trends in der aussen-, sicherheits- und verteidigungspolitischen Meinungsbildung in der Schweiz.

von Sara Rodriguez Martinez

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Die jährlich erscheinende Studie «Sicherheit» wurde unmittelbar vor Ausbruch der Corona-Pandemie in der Schweiz zu Themen der Sicherheit und Sicherheitspolitik durchgeführt. Obwohl während der Befragungsperiode im Januar 2020 schon erste Meldungen in Schweizer Medien über die Corona-Pandemie in China veröffentlicht wurden, wurde diese von der Schweizer Bevölkerung noch nicht breitflächig wahrgenommen und demzufolge fühlten sich Schweizer*innen sicher und schätzten die Zukunftsaussichten des Landes noch optimistisch ein.

Sicherheitsempfinden und Wahrnehmung der Schweiz und der Welt
Die Militärakademie (MILAK) an der ETH Zürich und das Center for Security Studies der ETH Zürich befragen jedes Jahr rund 1200 Schweizer*innen zu aussen-, sicherheits- und verteidigungspolitischen Themen. 2020 wurden die Interviews unmittelbar vor Ausbruch der COVID-Pandemie durchgeführt und zeigen, dass sich noch im Januar 95% der Schweizer*innen im Allgemeinen sicher fühlten. Nach der Zukunftseinschätzung für die Schweiz gefragt, blickten 86% positiv in die Zukunft, gegenüber 13%, die eine pessimistische Prognose abgaben. Der positiven Einschätzung für das eigene Land steht eine pessimistische Beurteilung der zukünftigen Entwicklung der weltpolitischen Lage gegenüber. Wie schon 2019 schätzten 72% der Befragten die weltpolitische Lage als pessimistisch ein.


Hohes Vertrauen in die Institutionen
Seit Jahren geniessen die Institutionen in der Schweiz hohes Vertrauen. 2020 wurde allerdings zum ersten Mal seit 2009 für keine Institution ein signifikanter Vertrauensgewinn verzeichnet. Am oberen Ende der Skala steht die Polizei, die zwar nach wie vor einen Wert von 7.9 auf einer Zehnerskala erreicht, allerdings um 0.1 Punkte statistisch signifikant zurückgefallen ist. Die Medien verloren deutlich: Sie erreichen einen Wert von 5.4 (─0.4 Punkte). Auch die politischen Parteien haben an Vertrauen eingebüsst (5.4; ─ 0.2 Punkte).

Gründe für und gegen die Notwendigkeit der Armee
77% der Befragten halten die Schweizer Armee für notwendig (2019: 79%). Als ersten Hauptgrund für die Notwendigkeit geben Schweizer*innen die «Sicherheit des Landes gegen aussen» an (44%). Die «Sicherheit im Land» wird von 43% als zweiten Hauptgrund angegeben. Schlüsselt man diesen Grund weiter auf, nennen 30% die Katastrophenhilfe, 8% den Schutz der Bevölkerung und 5% die Unterstützung bei Sport- und Grossanlässen. 23% erachten die Armee als nicht notwendig. Die Nicht-Notwendigkeit der Armee begründet sich hauptsächlich mit Zweifeln an der Effektivität (44% der Personen, welche die Armee als nicht notwendig erachten).

Hoher sicherheitspolitischer Wissensstand
Ein weiterer Themenkreis untersuchte den Kenntnisstand der Schweizer*innen zu Themen der Armee und Sicherheitspolitik. 45% der Befragten konnten spontan und ohne Hilfestellung Bundesrätin Viola Amherd als Verteidigungsministerin namentlich nennen. 30% wussten über das aktuelle Armeebudget Bescheid (5 Milliarden CHF jährlich) und 47% der Befragten gaben an, von der Weiterentwicklung der Armee (WEA) schon gehört zu haben.


Nachbefragung im Juli 2020
Aufgrund der besonderen Umstände, bedingt durch den Ausbruch der Corona-Pandemie, führt die MILAK im Sommer 2020 eine Nachbefragung zur Studie «Sicherheit 2020» durch. Dabei werden ausgewählte Fragen der Studienreihe «Sicherheit» erneut erhoben. Ziel dieser Nachbefragung ist es, die direkten und indirekten Effekte der Corona-Krise auf die Haltung der Schweizer Stimmbevölkerung in Fragen der Sicherheit und Sicherheitspolitik zu eruieren.

Durchführung der Studie
Die Studienreihe «Sicherheit» wird seit 1991 regelmässig durchgeführt. Das Forschungsinstitut LINK erhob die Daten der Studie «Sicherheit 2020» zwischen dem 6. und dem 24. Januar 2020. Dabei wurden 1227 Stimmbürger*innen aus der Deutschschweiz, der Westschweiz und dem Tessin telefonisch befragt. Der Stichprobenfehler liegt bei ±2.9%.

Für Rückfragen
Dr. phil. Tibor Szvircsev Tresch Hauptherausgeber Studienreihe «Sicherheit» / Dozent Militärsoziologie
Tel.: +41 58 484 82 32, Mobil: +41 79 333 22 51
 

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Eine weitere Studie1) der MILAK zeigt: Die Armee steigerte ihr Ansehen während Corona deutlich

In einer weiteren mehrjährigen Studie der MILAK wurde die Schweizer Wohnbevölkerung unmittelbar während der Corona-Krise im April 2020 online zur Wahrnehmung und Bewertung der Schweizer Armee befragt. Die Auswertung zeigt, dass während der Corona-Krise (ausserordentliche Lage) die Schweizer Armee von deutlich mehr Personen als notwendig erachtet wurde, nämlich von 76% der Befragten. Dies entspricht einer signifikanten Zunahme gegenüber den beiden Vorjahren, in denen dieselbe Frage ebenfalls online erhoben wurde (2019:  66%; 2018: 64%). Und: Während der Corona-Pandemie stimmten 82% der Aussage zu, die Schweizer Armee unterstütze die zivilen Behörden (2019: 70%; 2018: 71%). Auch die Zufriedenheit mit der Leistung der Schweizer Armee wird im Zeitraum der Corona-Krise deutlich höher bewertet: 2020 sind 63% mit der Armee zufrieden, im Vorjahr waren es 52% und 2018 53%. Dementsprechend setzten im April 2020 69% der Bevölkerung hohes oder sehr hohes Vertrauen in die Schweizer Armee (2019 und 2018: 61%) und 66% gaben an, die Schweizer Armee geniesse bei ihnen persönlich hohes oder sehr hohes Ansehen (2019: 58%; 2018: 56%).

Hingegen bleibt die Zustimmung der Schweizer Wohnbevölkerung zu den Aussagen, die Schweizer Armee schütze Land und Leute, die Schweizer Armee leiste Katastrophenhilfe und die Schweizer Armee leiste ihren Beitrag zur internationalen Friedensförderung von 2018 und 2019 zu 2020 statistisch unverändert.

Das Forschungsprojekt «Social Media als Kommunikationskanal der Schweizer Armee» wird unabhängig von der Studienreihe «Sicherheit» zwischen Herbst 2016 bis Dezember 2020 an der Dozentur Militärsoziologie der Militärakademie (MILAK) an der ETH Zürich durchgeführt. Seit 2018 wird dabei in einer repräsentativen Online-Bevölkerungsumfrage jährlich das Social Media-Verhalten der Bevölkerung sowie die Bewertung der Schweizer Armee erhoben. Die Datenerhebung1) fand jeweils im April statt, womit die Erhebungswelle 2020 zufälligerweise in den Zeitraum der Corona-Krise fiel. Dies entspricht einem Echtzeit-Feedback der Bevölkerung zum Armee-Einsatz «CORONA 20».

1) Die Datenerhebung erfolgte durch das LINK Meinungsforschungsinstitut. Es handelt sich um eine repräsentative Online-Bevölkerungsbefragung, die jeweils im April stattfand (15.-25.4.2020, 1246 Personen; 23.4.-3.5.2019, 1239 Personen; 14.-24.4.2018, 1213 Personen). Die Grundgesamtheit bildet die Schweizer Wohnbevölkerung im Alter von 15 bis 60 Jahren, die mindestens einmal wöchentlich zu privaten Zwecken im Internet ist. Der Stichprobenfehler liegt bei ±2.8%.

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